Deportation von Armeniern im Osmanischen Reich

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1915: Deportation von Armeniern in osmanischen Viehwaggons (Anklicken zum Vergrößern des Bildes!)

Ein schrecklicher Verdacht lastet derzeit auf einer der prominentesten Einwohnerinnen Solingens, nämlich Mevlüde Genc, die am 29. Mai 1993 fünf nächste Verwandte durch einen von einem Verfassungsschutz-V-Mann angestachelten Brandanschlag verlor. Die Mittsiebzigerin lehnt den „Plattino-Integrationspreis“ ab, der von einer in Düsseldorf ansässigen, deutsch-türkischen Akademiker-Plattform vergeben wird. Selbst im „Solinger Tageblatt“, das nicht einmal ansatzweise im Verdacht steht, politisch „rechts“ zu sein, wird die Vermutung geäußert, Genc habe sich durch ultra-nationalistische Landsleute davon überzeugen lassen, die Auszeichnung nicht anzunehmen. Sollte dem so sein, so wäre die Klingenstadt mit einem enormen Skandal konfrontiert.

Fatih Cevikkollu

© Raimond Spekking (commons.wikimedia.org / Lizenz: CC BY-SA 3.0)



Der türkischstämmige Schauspieler und Kabarettist Fatih Cevikkollu im Jahr 2011

Stein des Anstoßes sei der zweite Preisträger Fatih Cevikkollu, der sich als Türke öffentlich für eine Aussöhnung seines Volks mit den Armeniern, die während des Ersten Weltkriegs zu Hunderttausenden von mohammedanischen Osmanen ermordet wurden, ausspricht. Für Anhänger des türkischen Diktators Recep Tayyip Erdogan und der mit ihm verbündeten „Graue Wölfe“-Bewegung ist Derartiges laut Gesetzgebung Ankaras „Herabsetzung der türkischen Nation“. Im Erdoganismus haben die Völkermord-Leugner das Sagen.

Für die Landespolitik Nordrhein-Westfalens kann der Ultra-Nationalismus-Verdacht gegen Genc in hohem Maße pikant werden. Erst am 18. Dezember des vergangenen Jahres stiftete die Landesregierung in Düsseldorf eine Mevlüde-Genc-Medaille, die jährlich durch den Ministerpräsidenten überreicht werden soll und mit 10.000 Euro dotiert ist. Die Auszeichnung werde an Einzelpersonen und Gruppen vergeben „für besondere Verdienste um Toleranz, Versöhnung zwischen den Kulturen und um das friedliche Miteinander der Religionen“. Sollte sich eine wie auch immer geartete Nähe der gebürtigen Anatolierin zu Völkermord-Leugnern erhärten, kann die Spitze der Landespolitik die Medaille gleich einstampfen.

Stephan Hövels

Mitglied des Rates der Klingenstadt Solingen

„Persönlich erfahrenes Leid kann niemals eine Rechtfertigung für türkischen Ultra-Nationalismus sein, der den Völkermord an den christlichen Minderheiten im späten Osmanischen Reich leugnet“, äußert der patriotische Solinger Ratsherr Stephan Hövels.

„Dass Fatih Cevikkollu für eine ehrliche Aufarbeitung der türkisch-osmanischen Geschichte plädiert, ist im Gegensatz zu uns Einheimischen nach den monströsen Verbrechen der NS-Diktatur keine Selbstverständlichkeit. Im Erdogan-Regime muss derjenige Angst haben, der die Wahrheit des Völkermords ab dem Jahr 1915 beim Namen nennt. Cevikkollu ist für sein mutiges Handeln ohne Wenn und Aber Dank zu sagen!

Solange Mevlüde Genc sich nicht öffentlich von türkischen Völkermord-Leugnern scharf distanziert und den Genozid an den christlichen Minderheiten im späten Osmanischen Reich als historische Tatsache anerkennt, solange werden wir Patrioten sie für ihre völlig inakzeptable Haltung kritisieren! Genc hat nun Farbe zu bekennen und darf nicht meinen, weiteres Schweigen über die Motive ihres ‚Plattino-Integrationspreis‘-Verzichts werde irgendwann Gras über die Sache wachsen lassen. Allein die Gründungsgeschichte unserer Bundesrepublik Deutschland verbietet uns jedwede Kompromisse mit Völkermord-Leugnern und deren Sympathisanten.“